Auf der Hannover Messe stand Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka am vergangenen Montag vor einem von der Bosch Sensortec GmbH präsentierten Exponat und „drückte“ auf einen bunten, virtuellen Schalter. Dieser Schalter wurde von einem nur wenige Zentimeter großen Laserprojektor auf eine weiße Oberfläche projiziert. Das besondere: Der sogenannte Pico-Projektor ist mit einer Gestenerkennung verknüpft, die die Handbewegungen erkennt und entsprechend reagiert.
Das Prinzip, das dahinter steht, könnte eine kleine Revolution bedeuten. Laserprojektoren können vollständig scharfe Bilder auch auf gekrümmte oder unebene Oberflächen werfen. Dank integrierter Gestenerkennung wird es möglich, berührungslos alle erdenkbaren Anwendungen zu steuern. „Mixed Reality“ heißt hier das Schlagwort, also eine virtuelle Realität, die in unsere echte Realität hinein projiziert und mit ihr überlagert wird. Und da dieses Modul extrem kompakt ist und sehr stromsparend arbeitet, kann es nahezu überall eingesetzt werden.
Das eröffnet neue Möglichkeiten beim Produktdesign: Schalter oder Druckknöpfe werden durch Projektionen ersetzt. Wasserdichte und einfach zu reinigende Geräte etwa für den Einsatz im OP sind so leicht zu realisieren. Auf plane Flächen für die Displays, die heute oftmals das Design durchbrechen, braucht zukünftig keine Rücksicht mehr genommen zu werden. Und anders als der konventionelle Touchscreen kann das Projektionsmodul auch mit öl- oder teigverschmierten Händen bedient werden.
Die Anwendungsbreite für das kleine Powerpaket ist also enorm und reicht vom virtuellen Head-up-Display im Automobil über Anwendungen in der Industrie- und Medizintechnik hin bis zum Laserprojektor „to go“ im Smartphone.
Was mit einem solchen System alles möglich ist, konnten die Messebesucher am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung direkt selbst ausprobieren – auch künstlerisch. Per Fingerbewegung konnten sie ein reales Schwarzweiß-Bild bunt ausmalen. Der Sensor erkennt die Fingerbewegungen der Besucher und der Projektor wirft die bunten Farben live auf die Oberfläche über das Schwarzweiß-Bild.
Dr. Frank Fischer, Marketing Direktor für Optische Mikrosysteme bei der Bosch Sensortec GmbH, hat das Modul mitentwickelt und diskutierte vor Ort mit Frau Wanka und den Messebesuchern. „Besonders spannend finde ich, wie diese neuen technischen Möglichkeiten die Phantasie der Besucher beflügelt. Fast jeder hat eine andere Idee für den Einsatz solcher Projektionsmodule. Sie werden die Art, wie wir Geräte bedienen verändern“ so Dr. Fischer.
Der Pico-Projektor ist das Ergebnis des Ende April 2016 auslaufenden Forschungsprojekts „Picolo - Pico-Projektion mit RGB-Laserdioden in mobilen Endgeräten und in Automotive Applikationen“. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Optische Komponenten und Systeme für Volumenmärkte“ mit rund 8,7 Millionen Euro gefördert. Partner im Picolo-Projekt waren neben der Bosch Sensortec GmbH die Osram AG, Osram Opto Semiconductors GmbH, das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT, die MEMS Foundry Itzehoe GmbH, die Robert Bosch GmbH und die BMW Forschung und Technik GmbH.