Stefan Hell und Gerald Donnert als „Entrepreneur of the year 2015“ ausgezeichnet

Lebenswissenschaften
02.11.2015
Erstellt von Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

Von der Forschung zu innovativen Produkten: Abberior Instruments macht die Errungenschaften des Physikers und Nobelpreisträgers Stefan Hell für Wirtschaft und Wissenschaft verfügbar.

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst and Young hat Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell und Dr. Gerald Donnert mit dem Titel „Entrepreneur of the year 2015“ in der Kategorie „Start-up“ ausgezeichnet. Hell und Donnert haben mit der Abberior Instruments GmbH eine wissenschaftliche Revolution in der Mikroskopie weltweit wirtschaftlich nutzbar gemacht. Der renommierte Unternehmerpreis wurde am 15. Oktober 2015 auf einer feierlichen Galaveranstaltung im Deutschen Historischen Museum Berlin überreicht. Den Festvortrag hielt Günter Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft.

„Der Preis ist eine Anerkennung für den Mut der Gründer, auf eigenes Risiko ein Unternehmen ins Leben zu rufen. Er würdigt auch ihr Geschick, alle unternehmerischen Herausforderungen so zu meistern, dass diese Ausgründung aufgrund ihres technologischen Vorsprungs organisch wachsen kann“, sagte Abberior-Mitgründer und Gesellschafter Stefan Hell, der am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) in Göttingen und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg forscht.

Der Geschäftsführer von Abberior Instruments, Gerald Donnert, erklärte: "Der Preis zeichnet auch die Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer jungen Firma aus, die sich diesen Erfolg in weniger als vier Jahren erarbeitet haben. Ihre persönliche Risikobereitschaft und ihr hoher Arbeitseinsatz wurden so prominent honoriert. Für mich persönlich bedeutet der Preis auch eine Bestätigung unserer bisherigen Strategie. Er wird mich noch mehr motivieren, in die Entwicklung der besten höchstauflösenden Mikroskope zu investieren.“

Die Preisträger hatten gemeinsam mit ihrem Team im Jahr 2012 das auf hochauflösende Lichtmikroskopie spezialisierte Unternehmen Abberior Instruments GmbH aus der Taufe gehoben. Grundlage für die Ausgründung des Unternehmens aus dem MPI-BPC und dem DKFZ war die bahnbrechende Entdeckung von Hell, dass man die Abbesche Beugungsgrenze überwinden und das Auflösungsvermögen herkömmlicher Lichtmikroskope um das bis zu Zehnfache steigern kann – und prinzipiell noch mehr.

Bei den von Abberior Instruments bis zur Produktreife entwickelten STED- und RESOLFT-Mikroskopen werden eng benachbarte Details unter Verwendung eines speziellen Lichtstrahls sequenziell dunkel gehalten, sodass sie nicht gleichzeitig, sondern nacheinander aufleuchten. Somit können sie im Lichtmikroskop deutlich unterschieden werden. Für diese bahnbrechenden Arbeiten wurde Hell im Jahr 2014 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Abberior Instruments mache diese Mikroskopieverfahren in ihrer leistungsfähigsten Form verfügbar. Das bringe die industrielle und akademische Forschung voran und helfe, die Systematik von Krankheiten oder des Lebens zu erkennen, lobte die Jury.
„Diese Auszeichnung bestätigt unseren generellen Anspruch, bei unseren Produkten keine Kompromisse einzugehen und immer die Bedürfnisse der Anwender in den Vordergrund zu stellen. Dazu haben wir uns bei Abberior Instruments zum Ziel gesetzt, Forschern auf der ganzen Welt kostengünstigen Zugang zu den schärfsten Mikroskopen zu ermöglichen“, so Donnert.

Die Abberior Instruments GmbH ist ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung von Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft in innovative Produkte. Die Arbeiten von Hell zu seinem bahnbrechenden Mikroskopieverfahren wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Förderschwerpunkts Biophotonik der Programme „Optische Technologien – Made in Germany“ und  „Photonik Forschung Deutschland“ mit rund 7,8 Millionen Euro gefördert. Aktuell werden die Abberior Instruments GmbH und das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie gemeinsam mit der PCO AG im Verbundprojekt „Ultraschnelle RESOLFT-Mikroskopie (VideoRES)“ vom BMBF gefördert.

Über den Wettbewerb

Die Auszeichnung „Entrepreneur of the year“ honoriert unternehmerische Spitzenleistungen weltweit in über 60 Ländern. In Deutschland wird der Preis 2015 zum 19. Mal verliehen. Insgesamt 44 Firmen hatten in diesem Jahr nach einer mehrstufigen Auswahl den Sprung ins Finale geschafft.

Aus allen Finalisten wählte eine unabhängige Jury namhafter Wirtschaftsexperten die Preisträger in vier Kategorien: Dienstleistung/IT, Industrie, Konsumgüter/Handel und Start-up. Für Familienunternehmen wurde ein Ehrenpreis vergeben. Alle Finalisten und Preisträger wurden für ihre Verdienste in die Hall of Fame aufgenommen. In Deutschland wird der Wettbewerb von Ernst and Young organisiert.