Neuer Ansatz zur Behandlung von entzündeten Zahnimplantaten

Lebenswissenschaften
05.02.2018
Erstellt von BMBF-Verbundprojekt PeriPLas / Sirona Dental Systems GmbH

BMBF fördert Forschungsverbund PeriPLas: Ziel des Projektes ist es, die Grundlagen für ein sicheres und effektives Verfahren zur Therapie von Periimplantitis zu entwickeln und zu validieren.

Zahnimplantat wird mit Plasma behandelt.
Die Behandlung eines Implantats im Labor mit kaltem Plasma (Plasmajet kINPen des INP Greifswald). Bild: Universitätsmedizin Greifswald

Periimplantitis ist eine entzündliche Erkrankung des Weich- und Hartgewebes rund um ein Zahnimplantat. Sie zählt zu den Hauptursachen für den Verlust eines Zahnimplantats. Trotzdem besteht unter Zahnärzten weltweit kein Konsens, welches Therapieverfahren bestmögliche Ergebnisse bei der Behandlung dieser Erkrankung liefert. Die Krankheit wird durch bakteriellen Biofilm initiiert und ist mit einem kontinuierlichen Knochenabbau um das Implantat verbunden (Abbildung A), was im Extremfall zum Verlust des Implantats führt. Dies hat erhebliche Belastungen und Kosten für die betroffenen Patienten zur Folge. Mit geschätzt über 1 Million Fälle pro Jahr weltweit in 2015 und steigender Tendenz ist das Problem auch gesellschaftlich relevant.

Behandlung von Periimplantitis mittels Kombinationsverfahren

Ziel des im Oktober 2017 gestarteten Verbundprojektes PeriPLas ist die Bereitstellung von methodischen und apparativen Grundlagen für eine effektive Therapie von Periimplantitis. Das Verfahren beruht auf der Kombination von mechanischer Reinigung des Implantats und einer Behandlung mit Diodenlaser und kaltem Atmosphärendruckplasma (Abbildung B).
Kaltes Plasma kann residuale Bakterien abtöten sowie Proteinfilme entfernen. In Kombination mit einem Pulverstrahlgerät können auch dicke Biofilme effektiv beseitigt werden. Zusätzlich hydrophilisiert kaltes Plasma die Implantatoberfläche, wodurch die frühe Heilungsphase durch eine verbesserte Anhaftung von Osteoblasten (knochenbildende Zellen) auf dem Implantat unterstützt wird. Durch die Ergänzung der Plasmaapplikation mit schonender und effektiver mechanischer Reinigung, sowie mit zusätzlicher, laserbasierter Keimreduktion sollen durch die Behandlung saubere und funktionale Implantatoberflächen erzeugt werden, deren Eigenschaften fabrikneuen Implantaten sehr nahe kommen. Fabrikneue Implantate wachsen durch ihre definierten Oberflächeneigenschaften sowie ihrer Nano- und Mikrostruktur in der Regel gut ein, und es wird neuer Knochen um sie gebildet (Osseointegration) (Abbildung 1C). Die Wiederherstellung dieser Eigenschaften begründet die Annahme, dass das Kombinationsverfahren zu einem Abklingen der Entzündung und zur Reosseointegration und damit zur Heilung der Periimplantitis führt.
Am Verbundprojekt beteiligt sind das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald, die DENTSPLY Implants Manufacturing GmbH und die Sirona Dental Systems GmbH. Der Verbund wird im Rahmen der Initiative „Photonische Systemlösungen für Medizin und Biotechnologie“ im Förderprogramm „Photonik Forschung Deutschland” vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit etwa 1,1 Million Euro über drei Jahre gefördert.

Evaluation in klinischer Pilotstudie

Das Kombinationsverfahren soll im letzten Jahr des Projektes seine Wirksamkeit und Sicherheit an Patienten in einer multizentrischen Pilotstudie beweisen. Bei erfolgsversprechenden Ergebnissen ist im Anschluss die Entwicklung eines Serienproduktes und dessen weltweite Vermarktung vorgesehen.

Ansprechpartner

Dr. Christian Eberhard
Sirona Dental Systems GmbH
Fabrikstr. 31
64625 Bensheim
christian.eberhard@dentsplysirona.com

Weitere Informationen

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3 Aufnahmen zeigen Zahnimplantat mit Knochendefekt, während und nach erfolgreicher Behandlung
Die Röntgenaufnahme eines Implantats mit periimplantärem Knochendefekt (A) zeigt den Knochenabbau durch die Entzündung an den ersten vier Windungen des Implantats. Beispielhaft für die neue Kombinationstherapie zeigt (B) die Behandlung eines Implantats im Labor mit kaltem Plasma (Plasmajet kINPen des INP Greifswald). Die Therapie soll zum Abheilen der Entzündung und zum Wiederaufbau von Knochen um das Implantat führen, sodass das komplette Implantat wieder von Knochen umschlossen ist, wie exemplarisch in der Röntgenaufnahme eines gesunden Implantats in (C) gezeigt. Bild: Universitätsmedizin Greifswald