Wie wirkt Licht auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit? Welche Folgen haben Farbtemperatur und Leuchtstärke? In einem interdisziplinären Forschungsvorhaben wird das untersucht - gefördert vom Bundesforschungsministerium.
Licht brauchen wir nicht nur, um sehen zu können. Es synchronisiert auch unsere „innere Uhr", den sogenannten circadianen Rhythmus. Es beeinflusst unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit. Die künstliche Beleuchtung von Himmel und Erde, die sogenannte Lichtverschmutzung, führt in großen Städten bei manchen Menschen dazu, dass sie schlecht schlafen oder nervös sind.
Diese nicht-visuellen Wirkungen von Licht hängen ab von der Tages- und Jahreszeit, von Stärke und Verteilung der Strahlen und natürlich vom Alter der Menschen, davon, ob sie krank sind oder gestresst. All das wird von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen erforscht. Bisher jedoch haben sich die unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse nur schwer miteinander vergleichen lassen.
Nun wird das Teilwissen der einzelnen Disziplinen zusammengetragen. Das ist das Ziel eines gemeinsamen Forschungsvorhabens, das „Nicht-visuelle Lichtwirkungen (NiviL)“ heißt und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) - im Rahmen der Förderinitiative „Intelligente Beleuchtung“ der Photonik-Forschung - in den kommenden drei Jahren mit rund 4,7 Millionen Euro gefördert wird. Innerhalb dieses Verbundvorhabens erheben Ingenieure, Ärzte und Sozialwissenschaftler gemeinsam Parameter, die für die nicht-visuellen Wirkungen von Licht ursächlich sind. Zum Verbund gehören die TU Berlin, die Charité Berlin, das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, das Klinikum Fürth, die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und die Eberhard Karls Universität Tübingen.
In Grundlagenuntersuchungen und Feldstudien mit Studierenden, Berufstätigen, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Senioren soll gezeigt werden, was ein Licht kann, das auf die nicht-visuelle Wirkungen Rücksicht nimmt. Neben Versuchen in Laboren zu neuroendokrinologischen Parametern (zum Beispiel Melatonin) wird es Feldversuche sowohl in einem Hörsaal an der TU Berlin geben als auch in klinischen Einrichtungen für ältere Menschen am Universitätsklinikum Tübingen und in einem Seniorenheim. In dem Berliner Hörsaal lassen sich Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur variieren. Auch in dem Seniorenheim werden neue LED-Leuchten installiert, deren Leuchtstärke und farbliche Zusammensetzung steuerbar sind.
Denn die neue LED-Technik ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Sie ist klein, hell, gut portionierbar und macht die Lichtverteilung fast beliebig designbar. „Auch das Bundesforschungsministerium hat für die Erforschung dieser neuen Technologie in Deutschland einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet“, sagt Stephan Völker, der an der Technischen Universität Berlin das Fachgebiet Lichttechnik leitet und das Verbundprojekt koordiniert.
Aus den Projektergebnissen sollen Empfehlungen für den Bau und den Einsatz von Beleuchtungssystemen abgeleitet werden. Ziel ist es, die Gesundheit der Menschen und ihre Lebensqualität zu verbessern, aber auch Arbeitsplätze in der Leuchtenindustrie zu sichern.