Rund 100.000 Besucher und über 900 Aussteller aus 53 Ländern tauschten sich vergangene Woche auf der Bildungsmesse didacta in Köln aus. Laut eigenen Angaben war die Messe „so groß, international und digital wie nie zuvor“. Im Fokus standen die Digitalisierung und ihre Herausforderungen für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Bildungswirtschaft.
Die didacta leistete einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Diskussion, indem sie den gewinnbringenden Einsatz digitaler Bildungsangebote und die damit verbundene Gestaltung neuer Lernräume für die Messebesucher erlebbar machte. „So sendet die didacta ein klares Signal auch an Politik und Gesellschaft: Die Transformation des Bildungssystems muss verantwortungsbewusst, mit Mut und Innovationskraft angegangen werden“, so Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes der Bildungswirtschaft in der abschließenden Pressemitteilung. „Vielversprechende Lösungen der Bildungswirtschaft liegen vor. Sie bieten eine hervorragende Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des Digitalpakts.“
Digitale Bildung im außerschulischen Bereich schon gelebt
Um Schülerinnen und Schüler fit für die Digitalisierung zu machen, gibt es keinen Königsweg. Aber sehr wohl schon Materialien (Hard- und Software) und konkrete Angebote wie Workshop- und Bildungsinhalte. Letztere sogar als Open Educational Resources (OER), also unter offener Lizenz veröffentlichte Bildungsmaterialien wie Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimediaanwendungen oder Podcasts, die kostenlos genutzt, bearbeitet und weiterverbreitet werden können. Im außerschulischen Bereich ist das Thema digitale Bildung schon wesentlich besser aufgestellt: In Deutschland gibt es flächendeckend Einrichtungen – Schülerlabore, FabLabs, Maker-Spaces –, die Kinder und Jugendliche technischen Themen näherbringen.
Fünf Projekte aus der Open Innovation, genauer Open Photonik machten auf der didacta 2019 vor, wie es geht. Unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickeln sie innovative Ansätze, die das Lernen durch Ausprobieren und Selbermachen fördern. An der Schnittstelle von Forschung, Hightech und Maker-Szene arbeiten die Projekte an neuen Konzepten, die einen einfachen Zugang zu photonischen Technologien ermöglichen. Davon profitieren vor allem Kinder und Jugendliche, die sich technische Themen auf spielerische und kreative Weise erarbeiten können.
Einleuchtend: Technik selber machen, um sie zu verstehen
Vom Optik-Labor bis zur Umweltmessstation: Bei den Projekten BaKaRoS, myphotonics, OpenLicht, Personal Photonics und SenseBox stehen das Selbermachen und Experimentieren im Vordergrund, ganz im Sinne der Open Innovation. Beispiel BaKaRoS: Mit dem Baukastensystem aus fischertechnik, optischen Komponenten und selbst entwickelten, 3D-gedruckten Bauteilen können u. a. Mikroskope, Teleskope und ein Smartphone-Mikroskop gebaut werden.
Das konnten die Messebesucher auch direkt selbst ausprobieren. Am Gemeinschaftsstand der Open-Innovation-Projekte in Halle 8 fanden täglich viele Workshops statt, bei denen Interessierte von klein bis groß die DIY-Ansätze im wahrsten Sinne eigenhändig dem Praxistest unterziehen konnten. Fachsimpelei mit den Entwicklern der Projekte inbegriffen. Die Macher sind nicht nur Meister im Begeistern und Motivieren, sie sind auch neugierig auf die Meinung der Messebesucher – und immer offen für Anregungen und Optimierungsvorschläge. So waren die Gespräche und Workshops von einem intensiven Austausch geprägt. Schließlich trieb alle, Besucher wie Aussteller der didacta, die Frage an, wie digitale Bildung gestaltet werden muss, um die Anforderungen von Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften gleichermaßen zu erfüllen.
Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren im Bildungsbereich
Dass die Open-Photonik-Projekte den richtigen Weg einschlagen, zeigt sich auch an der Partnerschaft mit führenden Einrichtungen und Initiativen aus dem Bildungsbereich. Die Junior Uni Wuppertal, die Deutsche Telekom Stiftung, die Vodafone Stiftung und JUNGE TÜFTLER integrieren die Angebote in ihre Programme und bauen sie weiter aus. Das Informatik-Schülerlabor „InfoSphere“ der RWTH Aachen bietet seine „Make Light Kits“ mit Arduino oder Calliope bundesweit als Klassensätze im Ausleihsystem an. Die SenseBox ermöglicht es Schulen und anderen Einrichtungen sogar, sich an Forschungsprojekten des BMBF zu beteiligen und eigene wissenschaftliche Projekte zu realisieren. So verbindet sich digitale Bildung ganz einfach und clever mit Citizen Science.
Vom Open-Photonik-Projekt in die Bildungswirtschaft
Neben den technischen Kenntnissen vermitteln die Projekte wichtige Soft Skills, die in einer digitalen Arbeitswelt unverzichtbar sind: interdisziplinäres Zusammenarbeiten, nutzenorientiertes Design Thinking und Netzwerken, persönlich und virtuell. Und dass die Projekte sich auch als eigene Unternehmen tragen, zeigen erfolgreiche Gründungen wie MR BEAM, fabmaker, JUNGE TÜFTLER und re:edu, die alle aus einem vom BMBF unterstützten Open-Photonik-Projekt hervorgegangen sind. So zeigten die Projekte auf der didacta 2019 nicht nur, dass und wie erfolgreich digitale Bildung im außerschulischen Bereich jetzt schon stattfindet. Sondern auch, dass hier großes unternehmerisches Potenzial für die Bildungswirtschaft besteht.
Weitere Informationen
BMBF-Projekte aus Open Photonik auf einen Blick
„Make Light“-Initiative des BMBF