In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt Q-FLOW arbeiten vier Projektpartner am Teststreifen 2.0, einem Multiparameter-Schnelltest mit angeschlossenem Auslesegerät, welcher die Sensitivität bisheriger Tests in den Schatten stellen soll.
Fast jeder kennt die üblichen Schnellteststreifen, sie erfreuen sich seit Jahrzehnten einer breiten Akzeptanz. Ob Streptokokkennachweis oder Schwangerschaftstest, die kleinen Teststreifen liefern uns meist ein zuverlässiges Ergebnis – ja oder nein. Zudem zeichnen sie sich durch ihre einfache Handhabbarkeit, ihren niedrigen Preis sowie ihre schnelle Auswertbarkeit aus. Wissenschaftler möchten sich dieses Prinzip jetzt für weitere Anwendungen erschließen und folgen so dem Trend der patientennahen Diagnostik und Therapie.
Mehr als nur „ja“ oder „nein“
Handelsübliche Schnelltests kennen nur ein Ergebnis: ja oder nein. Nein kann aber theoretisch auch heißen, dass zu wenig des nachzuweisenden Materials in der Probe vorhanden war – die Nachweisgrenze ist schlicht zu gering. Bei einem positiven Ergebnis hingegen wäre es zum Beispiel wünschenswert zu wissen, wie hoch die Zahl der Erreger ist. Das macht eine individuelle Behandlung deutlich einfacher.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Q-FLOW-Konsortiums haben einen Weg gefunden, die entsprechenden Features in einen Teststreifen (Lateral Flow Test) zu integrieren. Durch die Kombination von Halbleiter-Nanopartikeln und enzymatischen Testformaten zur Signalamplifikation sollen die Sensitivitätsbeschränkungen klassischer Teststreifen umgangen werden. So werden die Tests nicht nur sensitiver, sondern bieten auch die Möglichkeit mehrere Parameter gleichzeitig abzufragen sowie eine einfache und schnelle gerätebasierte Auslesung und Auswertung.
Vorausschauende Therapiekonzepte, nah am Patienten
Ist eine Krankheit erst mal ausgebrochen, stellt sie ein hohes Risiko dar. Vor allem für immunsupprimierte oder HIV-Patienten. Diese könnten mit den im Projekt entwickelten Tests zum Beispiel kontinuierlich und vor Ort auf ihren Tuberkulose-Status hin überprüft werden. So kann der Aktivierung einer eventuell vorhandenen latenten Infektion durch geeignete therapeutische Mittel vorgebeugt werden, statt nach Ausbruch der Krankheit auf konventionelle Art und Weise behandeln zu müssen.
Auch die Überwachung von Patienten mit Autoimmunerkrankungen und Transplantationspatienten wäre mit dieser Methode deutlich einfacher. Das Ideal einer vorbeugenden Medizin mit vorausschauenden Therapiekonzepten, das sich die Projektpartner zum Vorbild genommen haben, könnte damit ein Stück weit mehr Wirklichkeit werden.
Projektpartner arbeiten Hand in Hand
Im Rahmen des Forschungsprojektes Q-FLOW wird das Fraunhofer ICT-IMM eigens entwickelte Quantum Dot basierte enzymatische Signalamplifikationsmethoden evaluieren. Aus diesen Erkenntnissen und den entsprechenden Reagenzien wird die Microcoat Biotechnologie GmbH einen Lateral Flow Test aufbauen und optimieren. Als Experte für Detektion und Apparatebau stellt die Qiagen Lake Constance GmbH geeignete Auslesegeräte zur Verfügung. Am Ende des Projektes wird dessen Erfolg im Rahmen einer unabhängigen klinischen Erprobung am Klinikum rechts der Isar, am Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, getestet.
Das Projekt Q-FLOW ist Anfang Juli 2016 gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre bis Ende Juni 2019 gefördert. Das Verbundprojekt läuft im Rahmen der Initiative „Vor-Ort-Analytik mit photonischen Verfahren für den Einsatz in den Lebenswissenschaften“.